Die vier Gehirne


Der Mensch durchläuft im Zuge des Heranwachsens auf der irdischen Ebene drei evolutionäre Geburten. Es werden Steuerungszentren, man kann auch sagen Gehirne, nacheinander geboren. Das vierte Gehirn ist für die meisten Menschen ein Quantensprung in eine neue Dimension, den nur wenige wagen.

Das vierte Gehirn kann auch als Erleuchtungsgehirn bezeichnet werden.
Es ist die Loslösung von der Welt der Materie und des begrifflichen Denkens und führt in die Wiedergeburt der Totalität des Seins, in die Quelle von allem Existierenden. Es ist gleichzeitig auch die Entfaltung der Evolutionsenergie und der vorhandenen Potentiale im Mensch-sein auf der irdischen Ebene.

 

Unser erstes Gehirn, unser Bauch-Hara, dient vor allem dem körperlichen Überleben. Es richtet sich ganz konkret gegen den körperlichen Tod.
Hier waltet der reine Instinkt.

Das Intelligenz-Zentrum des Überlebens ist in unserem sogenannten Reptilgehirn angeordnet, der ältesten Gehirnregion. Man nennt es auch das animalische Auge.

In diesem ersten Gehirn entsteht eine sensomotorische, körperbezogene Identität. Das Bewusstsein ist mit der materiellen Dimension vollständig verschmolzen.


Das „Ich“ definiert sich physisch-materiell und kennt nichts darüber hinaus.
In diesem Lebensstadium ist das Bewusstsein und die Welt eins und es ist keine Unterscheidung möglich. Hier existiert noch kein Trennungs- bewusstsein.


Der Zustand des ersten Gehirns wird dadurch oft mit einem „Spirituellen Einheitszustand“ verwechselt. Der wirkliche Spirituelle Einheitszustand hingegen hat das Trennungsbewusstsein, das mit der Zeit entsteht, transzendiert.

 

Die Qualitäten und Potenziale, die in dieser Phase verwirklicht werden können sind Urvertrauen, Naturverbundenheit und ………..

 

Die menschliche Entwicklung laut Margarete Mahler durchläuft einen dreistufigen Prozess, in dem die oberen Stufen die unteren in sich integrieren.
Die 1. Phase ist die Verschmelzung mit dem Feld
Die 2. Phase ist das Ausweiten der Qualitäten zum vollen Potential in diesem Feld
Die 3. Phase ist die Integration der Potentiale in diesem Feld (Umsetzung)

Alle Qualitäten, die wir in einer Phase nicht vollständig Ausweiten und integrieren erzeugen ein Loch in diesem Feld, das in die nächste Phase übertragen wird. Das Loch erzeugt Trennung und Angst.

 

Nahtlos und fließend geht die körperliche Identität der ersten Entwicklungsphase in die zweite Phase, in das zweite Gehirn über – die emotionale Identität.


In dieser Phase beginnt die emotionale Identität sich immer mehr von der Umwelt zu differenzieren und es entsteht das Gefühl „getrennt zu sein“.
Der Mensch tritt als autonomes Wesen in Erscheinung.

 

Die körperliche Identität wird in die emotionale Identität integriert und es geschieht die Ausweitung der Potenziale dieses Identitätsfeldes. Allerdings werden auch die entstandenen Löcher von der Körperidentität in das neue Feld integriert.

 

Viele Menschen haben das Urvertrauen der 1. Phase nicht vollständig ausgeweitet und integriert und dieses „Loch“ (Angst) in die 2. Phase mitgenommen. Mit dem Gefühl des Getrennt-seins in der emotionalen Identität verstärkt sich die Angst und es entsteht ein Sicherheitsbedürfnis, das sich dann in der 1. Phase, der körperlichen Identität fortsetzt und verstärkt.


Die Qualität des Emotionalfeldes ist das Vermitteln zwischen Oben und Unten, Männlich und Weiblich, Yin und Yang.  Im Herzzentrum fließen beide Kräfte zusammen und vereinigen sich.

 

Das Herz-Hara macht den Menschen zu einem fühlenden Wesen und versetzt ihn in die Lage, mit sich selbst und mit anderen mitzufühlen. Wir erfahren hier die Qualität von Güte und bedingungsloser Freude.

 

Die Vorboten der Geburt des dritten Gehirns zeigen sich in der emotionalen Identität, im zweiten Gehirn als Bilder und Symbole.

 

Die dritte Geburt in das dritte Gehirn eröffnet das begriffliche Denken.
Damit wird nicht nur das Gefühl des Getrennt-seins verstärkt, sondern auch
das Auftauchen von Bildern und Symbolen, die sich zu Vorstellungsbildern entwickeln.

 

Mit der dritten Geburt geschieht das eigentliche Mensch-sein, denn erst die Begriffsbildung ist das Merkmal menschlicher Intelligenz.
Es geschieht die Ausweitung von Denkstrukturen, Denkoperationen und Selbstreflexion. Der denkende Geist ist geboren.

In dieser Phase kann der begrifflich denkende Geist nur in Polaritäten denken.

 

Mit dem Denken setzt die Zeit ein und wir verlieren scheinbar die Gegenwärtigkeit.
Der denkende Geist vollendet die Entwicklung der Trennung und Spaltung.

Das mentale „Ich“ entsteht und integriert die körperliche und emotionale Identität, mit all den unvollkommenen Ausweitungen der Qualitäten.

 

Das bedeutet, dass der Geist die entstandenen Löcher (Ängste) über den Verstand kompensiert, um das körperliche, emotionale und mentale Überleben zu gewährleisten. Wir finden konkrete Glaubenssätze, Überzeugungen und mentale Konzepte in unserem Geist, die sich aus der Kompensation des Mangelbewusstseins der Löcher gebildet haben und unser Leben eingrenzen.

 

Es entstehen Wiederholungszwänge, die eine Weiterentwicklung am spirituellen Weg zum vierten Gehirn blockieren. Wir leben heute in einer kollektiven Entwicklungsstufe der Menschheit, in der vor allem die westliche Kultur die Bedeutung auf das dritte Gehirn, den Mentalbereich legt und die konditionierten Wiederholungszwänge zu einer Stagnation auf dieser Bewusstseinsebene führen.

 

Die Ich-Identität, die wir hier finden, ist eine eingefrorene, festgehaltene, fixierte Energie innerhalb eines unaufhörlichen, sich ewig wandelnden Energiestroms, den wir als Leben bezeichnen.

 

Das Festhalten an der Ich-Identität ist der vergeblich Versuch, das Leben unter Kontrolle zu bringen und es mit falscher Fülle zu füllen. Jede Handlung auf dieser Ebene ist motiviert, über die „äußere Welt“ Liebe und Glück zu erfahren und in Fülle zu leben.
Erst die Erkenntnis des „Scheiterns“ kann eine Veränderung herbeiführen.

 

Die Kompensation des Mangelbewusstseins, das aus den Löcher entstanden ist, führt dazu, immer tiefer in die Polaritäten des Lebens einzutauchen und sich immer weiter von der Dimension des wirklichen Glücks (SatChitAnanada = Glückseligkeit) zu entfernen. Die Löcher sind nichts Anderes als die Abwesenheit eines bestimmten Teiles unserer Essenz, der durch Kompensation nicht wiederhergestellt werden kann, sondern nur durch das Transzendieren der Angst in den einzelnen Lebensbereichen.

 

Festgehaltene, gebundene und fixierte Energien in den drei Gehirnen sind Aspekt der falschen Fülle, sowie die Löcher den Aspekt der falschen Leere darstellen.
Das Gegensatzpaar von falscher Fülle und falscher Leere entspricht den beiden grundlegenden Abwehrmechanismen des „Ichs“ – Identifikation und Projektion.
Identifikation bezeichnet den Akt des Festhaltens von Energie (falsche Fülle), während durch die Projektion Energie „verloren geht“ (falsche Leere).

 

Tatsache ist, berücksichtigt man die universellen Lebensgesetze, dass ein Festhalten in einem Zentrum zu einer Entleerung in einem anderen Zentrum führt, oder umgekehrt.

 

Weiters geschieht eine kollektive Verschiebung der Ängste aus dem Bauch- und Herzzentrum ins Mentalzentrum, wo wir die Rationalisierung der Ängste erfahren können. Anstatt die Angst direkt zu fühlen, wird sie in Denken und Sprache umgesetzt, mit der Wirkung, dass die Angst unbewusst bleibt.
Die Rationalisierung wird zum Abwehrmechanismus gegen die Angst.

 

Die drei besprochenen Gehirne besitzen jeweils eine eigene Intelligenz, die durch die „innere Arbeit“ aktiv werden und das Mangelbewusstsein in den einzelnen Feldern transzendieren kann.

 

Um das Mangelbewusstsein in den einzelnen Gehirnen (Identitäten) zu transzendieren, ist ein wesentlicher Bestandteil der inneren Arbeit die Bewusstwerdung der Angst und dessen Auflösung.

 

Im ersten Gehirn dreht sich alles um das körperliche Überleben und wir finden hier die Angst vor Krankheit, die Angst vor dem Tod und allem, was dazu führen kann.

 

Im zweiten Gehirn finden wir die Angst verletzt zu werden, die Angst vor Verlust jeglicher Art, die Angst vor emotionalem Schmerz, die Angst verlassen zu werden und zu vereinsamen und die Angst vor emotionalem Tod.

 

Im dritten Gehirn ist der Tod nicht mehr greifbar oder sichtbar, sondern letztendlich die Angst vor dem Nichts, die Angst davor, das Selbstbild zu verlieren und nicht mehr zu existieren, ausgelöscht zu sein.

 

Der „No-Mind“ Zustand, wie ihn Papaji bezeichnet hat – also einfach still sein, ist die Heilung der drei Gehirne. Er verhilft dem Dreiklang zum Einklang.

 

Das vierte Gehirn

Für das vierte Gehirn ist ein Quantensprung nötig.
Es ist das Aussteigen aus den wiederkehrenden Mustern, der Zeit und dem Festhalten an bestimmten Identitäten.

Wenn der „Dreiklang im Einklang“ ist, wie es Om C. Parkin beschreibt, ist jedes Intelligenzzentrum im großen Kreislauf der Kundalini-Shakti-Energie eingebunden.


In der Wahrnehmung wirken sowohl die Empfänglichkeit, wie auch die Impulsgebung, also Yin und Yang.

 

Dazu muss der Ich-Geist sein Haupt neigen und Diener von etwas Größerem werden. Er muss sterben und wieder auferstehen. „Stirb bevor du stirbst!“ Das Ich stirbt als persönliche Entität (persönlich Seiendes) und wird zum Diener des Einen.

Es geschieht die vierte Geburt, welche die Einordnung des Geistes inklusive Verstand in die universellen Gesetze des Lebens hervorbringt.
Die Evolutionsenergie entfaltet die angelegten Potentiale, um das Menschenkollektiv in eine höhere Dimension zu versetzen. Der Beginn und die Fortdauer dieses Prozesses liegen bei jedem Einzelnen in seiner Lebensorientierung.

 

Für diesen Quantensprung ist bewusste Anstrengung nötig.
Damit ist eine Innenkehr gemeint, eine Drehung der Aufmerksamkeitsrichtung von 180 Grad. Sie initiiert das Beschreiten des inneren Weges der Befreiung.


Die inneren Kräfte und Anlagen entwickeln sich nicht von selbst, sondern bedürfen eines Anstoßes und einer nachhaltigen Umsetzung. Dazu dient die Innere Arbeit!

 

 

Innere Arbeit: Advaita-academy.aktu.at